Wenn’s im Kiefer knackt

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Manchmal müssen wir »die Zähne zusammenbeißen«, klar! Entwickelt sich daraus aber dauerhaftes Knirschen, leidet nicht nur Ihr Gebiss massiv. Wie Sie das Problem erkennen und lösen.

Eigentlich haben Sie gut geschlafen. Doch beim Aufwachen irritiert ein unangenehmes Muskelkatergefühl im Kiefer oder Ihr*e Partner*in berichtet von nervigen Mahl- und Knackgeräuschen aus Ihrer Betthälfte. Beides spricht für Bruxismus, so der Fachbegriff für Zähneknirschen. Etwa jede*r Zweite tut es hin und wieder, meist nachts, seltener tagsüber – in jedem Fall aber unbewusst. Die Folgen sind jedoch sicht- und spürbar, denn immerhin reiben und pressen die Zähne mit bis zu 400 Kilo Druck aufeinander!

Belastung mit Risiken

Auf Dauer bilden sich durchs Knirschen Risse im Schmelz und die Zahnsubstanz leidet, Füllungen können sich lösen, Kronenverblendungen absplittern. Die Zähne werden empfindlicher, lockern sich und fallen schlimmstenfalls aus. Ständiges Mahlen zieht zudem die Kiefergelenke und Kaumuskulatur in Mitleidenschaft, was nicht nur zu Spannungsgefühlen im Gebiss, sondern auch zu Nacken- und Kopfschmerzen führen kann. Es kommen Probleme beim Öffnen des Mundes sowie Knacken beim Gähnen und Kauen hinzu. Einige Betroffene klagen über Schwindel oder Tinnitus. Diese Beschwerden sind auch typisch für die sogenannte craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), eine Fehlfunktion des Kausystems. Sie kann durch Zähneknirschen hervorgerufen oder verstärkt werden. Gründe genug, den Druck zu stoppen!

Zum zahnärztlichen Check

Neben Karies und Co. bringt die halbjährliche Vorsorgeuntersuchung bei Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt auch Knirsch-Anzeichen wie abgeschliffene Kauflächen frühzeitig ans Tageslicht – daher bitte regelmäßig alle sechs Monate einen Termin wahrnehmen! Finden sich Hinweise auf Bruxismus, ist eine ärztlich angepasste Aufbiss- oder Okklusionsschiene meist die erste Maßnahme. Sie wird in der Regel nachts getragen, hält die Zähne auf Abstand und schützt sie. Für das Knirschen tagsüber eignet sie sich allerdings weniger. Doch zusätzlich kann eine Physiotherapie verschrieben werden: Sie umfasst Kiefermassagen und -lockerungsübungen, die sich auch im Alltag gut anwenden lassen.

Ursachen auf der Spur

Schiene und Übungen allein lösen das Problem aber nicht immer. Daher gilt es, individuelle Ursachen aufzuspüren. In den meisten Fällen liegt’s an Stress, Sorgen und Ängsten, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes »die Zähne zusammenbeißen«. Frauen sind häufiger betroffen, meist wegen der Doppel- und Dreifachbelastung durch Familie, Beruf und Haushalt. Aber auch Schlafstörungen, Alkohol, Nikotin sowie Kiefer-Fehlstellungen können Bruxismus begünstigen, ebenso die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antidepressiva und einige Schlafmittel.

Entspannung, auch für den Kiefer

Da es oft erst in der Seele »knirscht« und später im Kiefer, bewähren sich ganzheitliche Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training und insbesondere die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Auch kognitive Verhaltenstherapien helfen, den Druck durch Ängste und andere Stressfaktoren abzubauen. In sehr hartnäckigen Fällen wird Botox eingesetzt: Das Nervengift bremst die Aktivität des Kaumuskels, muss aber nach drei bis sechs Monaten nachgespritzt werden. Schwere Fehlstellungen im Kiefer lassen sich chirurgisch korrigieren.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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