Hören Sie auf Ihre innere Stimme

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Oft müssen wir blitzschnell entscheiden, können nicht lange überlegen, und sind doch irgendwie sicher, das Richtige zu tun. Dabei spielt unsere Intuition eine wichtige Rolle. Woher kommt sie eigentlich und warum behält sie so oft recht?

Fix zugreifen oder »Finger weg!«, einem Unbekannten vertrauen oder auf Abstand gehen, rechts abbiegen oder weiter geradeaus? Wir alle kennen Situationen, in denen wir spontan entscheiden müssen. Keine Zeit, erst den Verstand einzuschalten, Pro und Contra abzuwägen. Stattdessen meldet sich unsere innere Stimme, das Bauchgefühl, der sechste oder siebte Sinn, der richtige Riecher… Wie auch immer wir dieses Phänomen nennen, letztlich geht es um unsere Intuition, eine unterbewusste, irrationale Instanz.

In unserer rationalen Welt wird sie oftmals belächelt, obwohl sich so manche intuitive Entscheidung im Nachhinein als goldrichtig erweist. Woher kommt Intuition, und hat sie möglicherweise mehr mit dem Verstand zu tun, als wir annehmen? Die moderne Hirnforschung ist da zu interessanten Ergebnissen gekommen.

Bauch- oder Kopfsache?

Der Begriff Intuition stammt aus dem Lateinischen (intueri: anschauen, betrachten, erkennen) und wird im Duden als ein »nicht auf Reflexion beruhendes Erkennen und Erfassen eines Sachverhalts oder eines komplizierten Vorgangs« erklärt. Das heißt: Intuition beruht auf dem, was wir gesehen, erlebt und uns gemerkt haben.

Hirnforscher gehen davon aus, dass Wissen und Erfahrungen in unserem Langzeitgedächtnis hinterlegt sind. Es befindet sich in der Großhirnrinde, speichert Sinneseindrücke und verfügt, ähnlich wie ein Computer, über Unmengen von Daten. Im Gegensatz zu einem Rechner bewertet das Gehirn diese Daten. Auf sie greifen wir in bestimmten Situationen unbewusst zurück, und das geht blitzschnell.

So können etwa Gestik, Mimik und/oder Geruch entscheiden, ob wir unser Gegenüber sympathisch finden, ob wir bestimmte Geräusche und Lichtverhältnisse und überhaupt Situationen als brenzlig oder entspannt einschätzen. Folgen wir der Intuition oder dem Bauchgefühl, ist also der Kopf mit von der Partie. Nicht umsonst beschäftigen sich Forscher verstärkt mit der Bauch-Hirn-Achse, einer höchst aktiven Nervenverbindung, auf der die Signale in alle Richtungen funken.

Persönlicher Kompass

Mit der Intuition steht uns ein persönlicher Kompass zur Verfügung, der spontan den Weg weisen kann und eine Kontrollfunktion hat. Oftmals drückt sie sich auch körperlich aus – mit »Schmetterlingen im Bauch«, einem »mulmigen Gefühl« oder dem »Kopfzerbrechen«, das uns eine Entscheidung bereitet. Wichtig ist daher, dass wir darauf vertrauen (können) und ein möglichst großer Erfahrungsschatz, eine große Datenmenge, zur Verfügung steht. Zum Glück lässt sich das trainieren!

Trainings-Tipps für Ihre Intuition

• Rufen Sie sich Situationen in Erinnerung, in denen Ihre Intuition gut funktioniert hat, und schreiben Sie diese auf. Stärkt das Vertrauen in die innere Stimme.

• Aufmerksamkeit und Achtsamkeit üben: Öfter innehalten und die momentane Situation vorm inneren Auge betrachten. Füllt den Erfahrungsspeicher im Langzeitgedächtnis.

• Körperliche Signale bewusst wahrnehmen – das aufgeregte Kribbeln oder mulmige Gefühl im Bauch, den Druck im Kopf oder Magen. So lernen Sie, wie sich Ihre innere Stimme Gehör verschafft.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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